Konfirmationsgottesdienst 21.5.2017 - kloster-hachborn.de

Direkt zum Seiteninhalt
Geist > Konfirmation

Konfirmationspredigt 2017-3: die Liebe finden

Text: 1.Korinther 13
1Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein schepperndes Blech oder ein nervender Klingelton.
2Und wenn ich wissenschaftlich reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und hätte alle Erkenntnis und  allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib ausbrennen und hätte die Liebe nicht, so nützt es mir nicht’s.
4Die Liebe hat Geduld. Sie ist freundlich, die Liebe ereifert sich nicht, die Liebe prahlt nicht, sie bläst sich nicht auf,
5sie treibt keinen Missbrauch, sie sucht nicht ihren Vorteil, sie lässt sich nicht erbittern, sie ist nicht nachtragend,
sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
Die Liebe hört niemals auf, wo doch das wissenschaftliche Reden aufhören wird und die Begeisterungsrufe aufhören werden und die Erkenntnis aufhören wird. 9Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser wissenschaftliches  Reden ist Stückwerk.
10Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
11Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Rätselbild, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich Stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie ich gedacht bin.

Phil. 4, 4 - 7
 
Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Lasst alle Menschen erkennen, wie gut ihr seid. Der Herr ist nahe! in allen Dingen bringt eure Bitten im Gebet mit Dank vor Gottes Ohr.
 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
 
Ein Herz und ein Smildy, das ist das erste Bild in eurer Konfirmandenbibel. Irgendjemand hat es auf unserer Freizeit in Bieber auf die Plane gesprüht, die als Unterlage bei den Sprayarbeiten diente. Eigentlich solltet ihr ja den Buchdeckel besprayen und nicht die Plane, aber wem das Herz voll ist, wer seine Gefühle da groß ausdrücken musste, dem war der Buchdeckel  zu klein - na ja und dann ist die Plane immer noch besser als die Hauswand. Zudem trifft das so entstandene Kunstwerk ziemlich genau, worum es im christlichen Glauben geht, worin ihr heut konfirmiert werdet.
 „Freut euch!“ Es geht um Freude, Lebensfreude, den Spaß miteinander. Den sollt ihr als junge Christen haben. Evangelium – Freudenbotschaft steht als Überschrift über den Erzählungen von Jesus Christus. Lebensfreude ist das Fundament, das wir heute gemeinsam fest machen. Mit Herz und Smiley, bekommen dann selbst alte Betonplatten noch ein buntes und freundliches Gesicht.  
 Das erste Wunder Jesu ist nicht die Heilung der Gelähmten, die Sturmstillung, Brotvermehrung oder eine Totenauferweckung, - das kommt erst später. Das erste Wunder ist - jedenfalls nach dem Johannesevangelium - die Verwandlung von 600 Liter Wasser zu bestem Wein auf der Hochzeit zu Kana, und das als die Leute schon gut getrunken haben. „Freuet euch in dem Herrn allewege.“ Ein großes Fest, die Lust am Leben, und es kommen immer noch ein paar Gäste dazu, eine wunderbare Stimmung. Das ist der Beginn. Es freut mich, dass ihr offensichtlich viele ähnlich gute Erfahrungen gemacht habt. Jedenfalls lese ich das aus eurem Dankgebet vom Ende der Konfizeit für eure Familien:
 Danke für alle tollen Erinnerungen, schöne Momente und Erlebnisse. Danke, dass ihr mein Leben begleitet habt.
 Danke für meine süße, fette Katze, ihr Schnurren und ihr flauschiges Fell und Danke für meinen Hund
 Danke einfach für alles. Die Welt ist zwar nicht perfekt aber dennoch ziemlich geil.  
 
So war es wohl, mit euren Worten – die ziemliche geile Zeit, die zwei Jahre mit Jesus, aus der die Kraft kam, auch nach der Kreuzigung weiterzumachen , in der Kirche bis heute. Kirche ist die aufgrund gemeinsamer Freude dann auch für das Leid sensibilisierte Gemeinschaft. In eurer Konfibibel klingt das so: mit Vici und Marsha sind wir eine echt tolle und ziemlich verrückte Gruppe. Wir hatten zu viert zusammen immer mega viel Spaß und ich werde die Zeit mit  dir und den anderen zusammen nie in meinem Leben vergessen. Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst. Denk dran. Hab dich lieb.
 
So also klingt ein schönes Bekenntnis zueinander. Da sind Glauben und Vertrauen gewachsen. Etwas Erinnerungskultur wird auch dazu gehören, damit die alten Geschichten, die guten Erfahrungen nicht vergessen gehen und du es auch in den schweren Lebenserfahrungen weißt: Es ist jemand für dich da. Deswegen wurden die Geschichten und Erfahrungen mit Jesus gesammelt und zur Bibel zusammengebunden, deswegen haben wir eure Geschichten, Texte und Erfahrungen miteinander nun in der Konfibibel vereint. Wir überreichen sie euch heute mit den Konfirmationsurkunden – zur Erinnerung und auch als Kraftquelle für die nun kommende Zeit.
 
Das Leben liegt vor euch, bunt und vielfältig wie die Buchdeckel eurer selbstgestalteten Bibeln: das Kreuz in Rot, Schwarz oder Silber als Symbol für Jesus Christus, bunte Farben für die Vielfalt oder ein kleiner Vogel, der gerade flügge wird für das, was heute hier geschieht. Ein Buchdeckel, der missraten schien, den nehme ich gerne mit, wenn meine Zeit als Pfarrer endet, als gute Erinnerung an euch, der ersten komplett vereinten Konfirmandengruppe von Mittel- und Wachenbuchen. Es ist eine gute Erinnerung an den guten Geistes, der uns begleitet hat in diesem Jahr. Euer Leben, eure Seele ist da drin - in der persönlichen Bibel, in Bild und Wort und keinesfalls missraten, sondern eine gute individuelle Mischung aus Golde und Silber..
 
Das erste Exemplar zur Vorstellung war begehrt. Wie bin ich selbst da drin, im Buch des Lebens, mit welchen Bildern, welchen Worten? Wie ist mein Name hineingeschrieben? Bin ich schön oder sage ich: O Gott, nein? Sind die guten Worte, die jemand über mich schreibt nur geschleimt, oder bin ich das in Wahrheit. Kann ich das glauben?
 „Ich bin die Wahrheit und das Leben“, sagt Jesus. Die Wahrheit ereignet sich ganz lebendig in jedem Wort das aus Gottes Mund kommt, in jedem Wort der Liebe. Töten beginnt mit Worten, sagt Jesus, Hass beginnt mit Worten aber auch der Himmel beginnt mit einem Wort. Da geschieht etwas, da werden Menschen verwandelt. „Ich liebe dich“,– da geht ein himmlisches Strahlen über dein Gesicht - jedenfalls wenn das die Richtige sagt oder auch der Richtige. Den zu finden wir nun eurer Aufgabe.
 
Manche von euch haben schon die beste Freundin gefunden für’s Leben, oder den guten Freund, andere sind noch auf der Suche. Doch auch wer seine beste Freundin schon gefunden hat oder den guten Freund, darf sich nochmal auf die Suche machen, nach einer großen neuen Liebesgeschichte.
 
Zwei große Aufgaben liegen jetzt vor euch in der nun kommenden Zeit. Die eine heißt: den Beruf finden. Du bist begabt, du bist beschenkt und jetzt mach was draus für etwas Größeres. 1. Kor. 12 . Da hab ich letzte Woche drüber gepredigt und wer will, kann’s a auf unserer homepage nachlesen.
 Die zweite große Aufgabe heißt: die Liebe finden. 1. Kor. Kap. 13. "Den anderen Weg, der alles übersteigt", schreibt der Apostel. Er relativiert damit zugleich Schule und Ausbildung. Die sind wichtig, aber nicht das wichtigste. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete, sehr gut in Deutsch und Englisch wäre, und vielleicht auch noch in Mathe und Physik dazu, aber ich hätte keine Liebe, ich wäre nichts.
 
Die Liebe finden - erwähle dir einen konkreten Menschen, der mit dir geht, das geht über alles. Aber diesen Menschen muss man nun auch erstmal finden, oder so mit Schönheit in die Welt hinausstrahlen, dass er dich richtig gut findet. Da hilft das Gebet weiter und waches Gehör. Also in sich hineinhorchen. Wo zieht es mich hin, was reizt mich und vor allem wer, und dann auch genau hören: wer spricht mich an.
Da ist eine faszinierende Kraft, die Zweie zueinander zieht: Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Freund und Freund, Mann und Frau verbunden in heiligem Geist. Das ist das Prinzip der Dreieinigkeit. Aus zweien die eins werden kommt etwas Drittes heraus, und nach 14 Jahren konfirmieren wir das auch. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm, so setzt der Johannesbrief Gott und Liebe in eins. Was das konkret heißt, das zu erkennen wird in den nächsten Jahren für euch spannend
 
Von Adam und Eva berichtet die Bibel nachdem Gott ihnen neue Kleider gemacht hat (sowas wie einen Konfirmationsanzug): Und Adam erkannte sein Weib Eva und sie war schwanger und gebar den Kain. Nun ja, wen hätte Adam denn auch sonst als seine Frau erkennen sollen als die Eva. Da ist bei euch die Auswahl sehr viel größer. Ihr könnt wählen, oder euch erwählen lassen oder auch beides wechselseitig. Schwanger werden und einen Kain gebären gleich nach Erkenntnis der ersten großen Liebe ist heute für Aufgeklärte eher die Ausnahme. Aber manche Unsicherheit ist geblieben, wie bei den Beiden, beim Essen der Frucht, die definitiv das Paradies der Kindheit beendet. Auch manche Gefahren, manche Enttäuschungen gehören dazu. Selbst wer in einer Hilfsorganisation tätig ist und sein Leben für andere aufopfert tut das nicht immer nur aus Liebe. Bei manchem ist auch Berechnung dahinter, aber eine Rechnung die nicht aufgeht. Deswegen gibt der Apostel uns ein paar Kennzeichen der Liebe mit auf den Weg
 
Liebe ist… wir haben im Unterricht das ABC der Liebe aufgestellt. Paulus sagt: Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet.
 Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas nach.
 Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die Wahrheit siegt, freut sie sich mit. Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft sie, allem hält sie stand.
 
Die Liebe finden - In vielleicht 10 oder 20 Jahren, wenn ihr die zweite Aufgabe gelöst habt, dann kannst du  wieder hierherkommen zum nächsten großen Segen - dem Trausegen, gemeinsam mit dem dann von dir auserwählten Menschen, oder dem, der dich auserwählt hat,  um mit ihm in einer  Familie zu leben. Darin können dann wieder Kinder groß werden, die in wiederum 30 Jahren wieder  zur Konfirmation hier stehen und so weiter, und so weiter….
Die Liebe hört niemals auf. Sie ist das ewige Geheimnis der Welt, des immer neuen schöpferischen Lebens. An Gott glauben heißt an die Liebe glauben und umgekehrt. Sie erschöpft sich nicht nur im traditionellen Familienleben. Für Paulus wird die christliche Gemeinde zur Familie, andere gehen ganz in der Liebe zu ihrem Beruf auf.
Gott ist größer als unsere Schulweisheit sich das träumen lässt – und die Liebe auch. "Unser Wissen ist Stückwerk", sagt der Apostel, "jetzt erkenne ich die Dinge nur stückweise, erst am Ende werde ich erkennen wie Gott mich so gedacht hat", aber du kannst darauf vertrauen, dass er sich was Gutes bei dir gedacht hat oder auch Sie - die Liebe. Und wenn du Sie dann gefunden hast, oder Ihn, dann nicht vergessen in 10,15 oder 20 Jahren wieder hierherkommen, zum nächsten großen Segen.
Zurück zum Seiteninhalt