Der Blechnapf des Herrn Jesu - kloster-hachborn.de

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Komm Herr Jesus, sei unser Gast.

„Das ist der Blechnapf des Herrn Jesu“, sage ich wenn mich jemand nach dieser Reliquie in der Sammlung meiner Heiligtümer fragt. Ich habe keinen Faden vom Turiner Leichentuch, keinen Splitter vom Kreuz und erst recht keinen Tropfen von der Muttermilch, mit der Maria Jesus säugte. All dieses ist mir suspekt. Aber seinen Blechnapf, den hat er  mir persönlich geschenkt, als er vor ein paar Jahren, inzwischen sind es Jahrzehnte, vor unserer Haustür stand. Ich weiß nicht mehr so ganz genau wie es war, aber jedenfalls war er auf der Durchreise und klopfte, wie manch anderer auch, an die Tür des Pfarrhauses, um eine milde Gabe zu bekommen. Schließlich ist man als Pfarrer zur Barmherzigkeit verpflichtet.  „Können sie arbeiten?“, habe ich ihn wie manch anderen gefragt. Es gab dann welche, die gingen gleich wieder.  Er aber sagte: „Ja, was gibt es denn zu tun?“
Ich zeigte ihm den ziemlich zugewachsenen Garten, dort wo heute das Gemeindehaus steht. Dann ging er an die Arbeit. Beil und Säge hatten wir noch. Und am Abend lag ein ordentlicher Haufen Holz und Reisig zusammen. „Ich bin zwar Gärtner von Beruf,“ sagte er, „aber ganz schaffe ich das heute nicht mehr“. „Dann bleiben sie bei uns, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget“. So übernachtete er im Gemeinderaum  und arbeitete am nächsten Tag weiter.
Zu Mittag hatte meine Frau  Nudeln gemacht, und wir haben ihn an unseren Familientisch eingeladen.
Da saßen wir und haben für ihn noch einen Teller dazu gestellt. Meine Frau gab ihm eine ordentliche Portion, aber er wollte sie nicht anrühren. „Was ist, haben sie keinen Hunger?“ „Doch schon, aber beten sie nicht vorher? Ich bin das so gewohnt“. Ich fühlte mich ertappt. „Ja natürlich.“ So sprach ich das Tischgebet: „Komm Herr Jesus, sei unser Gast und segne uns und was du uns bescheret hast“. Ein geheimnisvolles Leuchten ging über seine Augen. „Gott segne euch!“
Er hat uns dann noch seine Geschichte erzählt: Wie seine Frau gestorben ist, oder hatte sie sich von ihm getrennt? Ich weiß es nicht mehr genau.  Dann hatte er dazu auch noch seine Arbeit verloren. In der Wohnung ist ihm die Decke auf den Kopf gefallen, und so ist er auf Rolle gegangen. "Musste raus, einfach nur raus aus dem Grab....", sagte er
Als er ging, bedankte er sich und erzählte, wie gut ihm das getan hat, endlich mal wieder in einer Familie zu sein, als Gast erwünscht zu sein, mit am Tisch zu sitzen. Dafür wollte er uns etwas schenken. So hat er seinen Blechnapf da gelassen.
Zu Weihnachten kam dann auch noch eine Postkarte. Er schrieb, dass er wieder Arbeit gefunden hat und eine kleine Wohnung.
Den Blechnapf aber hüte ich seitdem als Heiligtum.  Vielleicht war es ja doch nicht nur ein heruntergekommener Gärtner, sondern ein heruntergekommener Gott. Vielleicht war es der Herr Jesus höchstpersönlich, der seine Reliquie bei uns dagelassen hat. An der Echtheit des Turiner Grabtuches darf man ja zweifeln, der Trierer Rock ist wohl eine Fälschung, aber der Blechnapf des Herrn Jesus, der ist echt, wirklich echt.
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