Christbaumbotschaft - kloster-hachborn.de

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Christbaumbotschaft

Der Jahrtausendbaum


Alle Jahre wieder suchen wir einen Christbaum für unsere Kirche. Ca 7 - 8 Meter hoch und mit schönen Wuchs soll er sein.

Und wie alle Jahre wurden uns auch dieses Jahr verschiedene Bäume angeboten. Aber der eine stand in einem Vorgarten in Mittelbuchen, der andere in Dörnigheim, ein dritter war schlicht weg zu groß, so dass man vom Stall nichts mehr gesehen hätte, und der vierte war eine sehr gewichtige Blautanne, wunderschön aber eben auch sehr gewichtig.

Und dann rief da noch der Herr Bernhardt an, bei dem wir schon im letzten Jahr den Baum geholt hatten. „ Wir haben ihn schon umgemacht, er hat auch genau die richtige Länge“. Sie müssen ihn nur  noch zur Kirche fahren. Sie haben ihn doch letztes Jahr schon gesehen.“

Dann ist am vergangenen Montag also der Schäfer Keim mit seinem Frontlader da hin gefahren, und wir haben den Baum aufgeladen. Er hatte die richtige Länge, und er war auch angenehm leicht. Aber, oh weh, als wir ihn dann aufgerichtet  hatten: "Ihm fehlt eine Seite", sagte die Küsterin.

„Wir stellen ihn dicht an die Wand, dann fällt es nicht so auf sagte ich. „Ziemlich viele braune Zweige“, bemerkte unser Zivi, „und da in der Mitte hat er gar keinen Ast  und darunter einen doppelt so  langen“. „Vielleicht sollten wir mit einem baumchirurgischen Eingriff den langen kappen und oben drüber wieder dranbinden“.

Dann kam zufällig der Schornsteinfeger, um nach der Heizung zu gucken. „Ihr habt aber einen ziemlich mickrigen Christbaum. Hat euch den die Stadt geliefert? Dass die noch nicht mal für die Kirche einen ordentlichen Christbaum haben.“ „Nein,“ sage ich, „die Stadt Maintal ist unschuldig, den haben wir selber ausgewählt. Wir stellen ihn noch etwas anders, dann sieht er schon schön aus“.

Nachdem wir ihn in die verschiedensten Positionen gerückt haben kommt  am Ende die Frau Pfarrer mit Christbaumschmuck herein: „Was habt ihr denn da für einen Baum geholt? So einen hässlichen hatten wir ja noch nie“. Ich bin am Boden zerstört. Ausgerechnet im Jahr 2000 so einen Baum. Wenn nicht unserer bibelkundigen Jugendarbeiterin das rechte Wort eingefallen wäre, dann wär’s mit mir und dem Christbaum jedenfalls für diesen Tag vorbei gewesen. „Na ja, das ist einer, wie der leidende Gottesknecht beim Propheten Jesaja, da wo es heißt: Er war weder schön noch stattlich, wir fanden nichts anziehendes an ihm. Alle verachteten ihn, denn er war von Schmerz und Krankheit gezeichnet. Voller Abscheu wandten wir uns von ihm ab.“

So betrachtet kann es nun wirklich zum 2000. Geburtstag keinen besseren Baum geben als eben diesen. Denn der Prophet Jesaja weist mit diesen Worten ja auf Jesus Christus hin. Er lehrt uns tiefer zu blicken, weiter zu schauen: „Durch ihn wird Gott sein Werk vollendet. Er hat soviel gelitten, nun darf er wieder das Licht sehen und wird für sein Leiden belohnt“, endet dieses Lied auf Gottes Sohn in der Welt.

„Dieser Baum ist eine Persönlichkeit“, wurden wir uns einig. „Er hat einen unverwechselbaren Charakter“ sagten wir. „Auf dem großen Ast könnte ein Vogel sitzen",  meinte die Küsterin. „Man kann sich mit ihm anfreunden, wenn man eine Weile unter ihm steht“, bemerkte die Frau Pfarrer. „Der hat einen Ast zum Segnen rausgestellt,“ sagte ihr Mann.

Während man sich so über seine besondere Schönheit unterhielt, hallte plötzlich ein Schrei durch die Kirche: „Achtung, er kommt euch entgegen!“ Der Baum kippte gefährlich nach vorne als würde er gleich umfallen. „Nein, fürchtet euch nicht!“, verkündete der Pfarrer, "auch wenn er wackelt, er fällt nicht um, denn er hat Halt von oben.“ So war es, und so stand er in der Kirche: mit festen Draht nach oben hatte er Halt,  wies mit langem Ast auf den Stall und die Krippe hin und verkündet auf seine Weise: freuet euch, denn so wie ich hier stehe, so hat Gott auch euch auserwählt.
Viele Menschen sind so wie ich: arm, krank, ohne Schönheit. Aber wenn du dich auf sie einlässt, sie schmückst mit Sternen und Lichter, dann kannst du  entdecken: Hier ereignet sich alles Heil der Welt. All das, was hässlich, krank, verachtenswert war, ist nun Grund zu doppelter Freude. Denn Gott kommt eben gerade so zur Welt und macht sie schön, in einem tiefen Sinne schön, lebens- und erzählenswert.

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