Pfingstgeist
Veröffentlicht von Helmut G. Müller in Pfarrer in Wachenbuchen · 15 Mai 2011
vor Pfingsten
Vor ein paar Tagen fragt mich die Kirchenvorsteherin einer
anderen Kirchengemeinde: „Woher habt ihr bloß das ganze Geld? Ihr vergrößert
die Kindertagesstätte, baut das Pfarrhaus um und erweitert das Gemeindehaus.
Und wir spüren überall die Sparmaßnahmen der Landeskirche. Gemeindehäuser
sollen verkleinert werden oder ganz geschlossen, Pfarrstellen müssen reduziert
werden und alte Kirchen können nur mit Mühe vor dem Verfall bewahrt werden,
weil das Geld fehlt.“ Ich antworte mit einem Wort des Petrus aus der
Fortsetzung der Pfingstgeschichte: „Gold und Silber habe ich nicht. Aber was
ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth, steh auf und
geh umher“. Nein, auch wir bekommen kein zusätzliches Geld von der Landeskirche,
haben nicht im Lotto gewonnen und auch keine lukrativen Bauplätze zu verkaufen.
Von der öffentlichen Hand bekommen wir nur dort Geld, wo wir Leistungen
kostengünstiger erbringen als Staat oder Kommune es tun könnten.
Das Geheimnis lebendiger Kirche ist nicht das Geld, sondern
der Geist. Das Geheimnis sind die Menschen, die für ihre Sache brennen: Ein
Theaterpädagoge etwa, der mit voller Leidenschaft für seine Kinder- und
Jugendtheatergruppen da ist und bisweilen nur Theater im Kopf hat, eine Friedhofsgärtnerin,
bei der man, wie in Johannes 20, den Meister selbst hört, eine
Gemeindepädagogin und KiTa-Leiterin, die eine Vision von Mehrgenerationenhaus
und Familienzentrum hat und dafür dann auch viel Verwaltungsarbeit erduldet.
Kirchenvorsteher und andere Ehrenamtliche, die einen großen Teil ihrer Freizeit
opfern, weil hier etwas entsteht, das Sinn macht. Auch die nächste Generation,
die Söhne und Töchter, lassen sich davon anstecken und „das Herz ist fröhlich
und die Zunge frohlockt“ (Apg. 2, 29). Viele weitere Beispiele für allerbesten
Geist unter den Menschen unserer Kirchengemeinde lassen sich anführen. Selbst
mancher Heide und Andersgläubige schenkte uns seine Unterstützung. Dafür sind
wir sehr, sehr dankbar. All das ist ein himmlisches Geschenk, um das wir nur
bitten können, so wie in dem alten Pfingsthymnus: „Komm heiliger Geist, erfüll
die Herzen deiner Gläubigen und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen
Liebe.“
Dass sich 3000 Menschen an einem Tag taufen lassen, wie es
die Pfingstgeschichte berichtet, bleibt zwar vorerst ein Traum, aber wir sind
dennoch erfreut über zahlreiche Taufanmeldungen von Eltern, die ihren Kindern
dieses Feuer der Begeisterung mit auf den Weg geben wollen. Sichtbar wird es in
den vielen brennenden Kerzen auf unserem Gebetsaltar, dem „bleiben in der
Apostel Lehre“ – der Teilnahme am Religions- und Konfirmandenunterricht - und
„dem Brotbrechen“, der hohen Beteiligung am Abendmahl über Sprach- und
Konfessionsgrenzen hinweg.
Da entdeckt selbst ein Gelähmter an der schönen Pforte des
Tempels, dass er ja auch hineingehen kann und mit singen und tanzen. Er
beherrscht zwar den Verhalternscode für heilige Hallen noch nicht richtig und
Petrus bekommt auch deswegen eine Vorladung vor den hohen Rat. Der will ihn mit
Macht zum Schweigen bringen. Aber er antwortet. „Wir können’s ja nicht lassen,
von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben“. Da ist es am Ende
selbstverständlich, dass begeisterte Menschen auch Geld und Gut für die neu
entstehende Kirche geben
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